Intervall: STOP MAKING SENSE, IT'S AS GOOD AS IT GETS.
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AUSSTELLUNG ALS FILM / FILM ALS AUSSTELLUNG, ein interdisziplinäres Langzeitfilmprojekt von Marie-France Rafael und An Laphan.

Ausstellung als Film / Film als Ausstellung

19.04.2017

AUSSTELLUNG ALS FILM / FILM ALS AUSSTELLUNG ist ein interdisziplinäres Langzeitfilmprojekt von Kunstwissenschaftlerin Marie-France Rafael und Bewegtbildkünstler An Laphan. Darin beschäftigen sie sich mit der rekursiven Feedbackschleife zwischen Bilderzeugung und Bildkonsum. Hierbei dient der BNKR als reflexives Spannungsfeld, der sowohl der Träger des Drehorts (und –zeit) als auch des Ausstellungsorts (und – zeit) ist. Die bis zum Ende des Programms "Stop making sense, it’s as good as it gets." fortlaufende Arbeit ist der experimentelle Versuch einer Raumzeitbeschreibung mit filmischen Mitteln, deren Ziel es ist, anhand der situationsbezogenen Programmreihe immanente Paradoxien zwischen Ausstellung und Filmarbeit aufzuzeigen.

Die Entstehungszeit des Filmes läuft hierbei synchron zur Entfaltung des kuratorischen Programms; sie läuft aber vor allem im Widerspruch zur asynchronen Erzählzeit in der filmischen Narration. Vor allem deswegen, da sowohl Ausstellung als auch Film dabei anarrative Momente und Fiktionen erzeugen, die ein (Nach- oder Vor-) Denken eines Narrativ thematisieren, also einem erzwungenen Ausbruch aus der geschlossenen Erzählbarkeit. Ähnlich verhält es sich mit der scheinbaren Unvereinbarkeit des BNKR als Set, als Drehort, als Abbildungssphäre und dem BNKR als Ausstellungsraum, als Versammlungsort, als Situationssphäre. Mit kontinuierlichen Veränderungen der Erzählperspektiven und –strategien wird immer wieder Stellung genommen zur filmischen Erfahrbarkeit von „Stop making sense, it’s as good as it gets.“ und somit des Entstehungsprozesses – sowohl des Films als auch des Programms.

So sollen die Dreharbeiten im Mai in einer Ausstellung kulminieren, die wie auch der Film – in medias res – kein Anfang und Ende mehr hat, sondern neue spekulative Zeitstrukturen erforscht, in denen die lineare Struktur von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur noch eine Möglichkeit von vielen darstellt (eine Prämisse von „Stop making sense, it’s as good as it gets.“). Film und Ausstellung reflektieren hierzu über das Verhältnis von Realität und Fiktion: die Fiktionaliserung von Realität steht gleichermaßen im Fokus, wie auch die Fiktion, die im Entstehungsprozess zur Realität wird.

In diesem absurden Differenzgefälle zwischen Abbildung und Ereignis integrieren sich die Prozesse des Drehs, der Montage, der Postproduktion in den fortlaufenden Aktivitäten des Programms. Der Film ist ‚on site‘. (Und vice versa.) In dieser Versuchsanordnung entsteht der Film als emergentes Ergebnis eines rekursiven Gestus, der Prozess, Situation und Ort in immerzu neu angeordneten, dynamischen Konstellationen in Zeit und Raum rekombiniert.

KünstlerInnen
An Laphan

An Laphan (geb. 1990 in Landshut) ist ein deutscher Bewegtbildkünstler und Assemblagist vietnamesischer Herkunft, der zwischen München und Karlsruhe arbeitet. Er studiert seit 2010 Medienkunst an der Akademie der Bildenden Künste München unter Prof. Klaus vom Bruch, unter dem er 2016 zum Meisterschüler ernannt wurde. Zudem ist er Teilnehmer der Projektklasse Prof. Julian Rosefeldt. Im Zuge des Austauschprogramms der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe erhielt er 2014 das Stipendium des Kultusministeriums Baden-Württemberg. Er wurde in seiner Zeit dort von Prof. Isaac Julien in Videokunst und von Prof. Razvan Radulescu in Filmtheorie und Drehbuch betreut. Zu den Interessensgebieten seiner Arbeiten zählen Bildfetischismus, die Zerlegung von rituellen Vorgängen und die Untersuchung des Artefakts. Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Darstellung von Schwellenzuständen: Zwischenbereiche, die Erwähnungslücke zwischen zwei benennbaren Dingen, die Türschwelle zwischen Karte und Gebiet. Seine Arbeiten enthalten häufig die Kartographierung eines Körpers (sei er tatsächlich oder metaphorisch) als Mittel, um einen gegenwärtigen Zustand benennbar zu machen und um ihn in Entwicklungs- oder Zerfallsprozesse einordnen zu können.

KuratorInnen
Marie-France Rafael

Marie-France Rafael ist promovierte Kunsthistorikerin. Sie studierte Kunstgeschichte und Filmwissenschaften in Berlin und Paris. Von 2011 bis 2014 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 626 „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ der Freien Universität Berlin. Zurzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Muthesius Kunsthochschule im Bereich Raumstrategien und lehrt regelmäßig an der Kunstakademie Münster. Kürzlich erschien ihre Monographie „Reisen ins Imaginativ. Künstlerische Displays und Situationen“ (Köln: Walther König, 2017). Weitere Publikationen umfassen „Ari Benjamin Meyers. Music on Display“ (Köln: Walther König, 2016) und „Pierre Huyghe. On Site“ (Köln: Walther König, 2013).