Konzept

BNKR - CURRENT REFLECTIONS ON ART AND ARCHITECTURE

 

Wie die Vokale aus dem Namen fällt dieser Münchner Kunstraum durch alle herkömmlichen Raster. BNKR - current reflections on art and architecture ist kein Museum, kein Kunstverein, keine Galerie. Vielmehr ein Hybrid, das diese herkömmlichen Ansätze der Szene (auf-)mischt, damit etwas Neues entstehen kann: ein Raum, an dem wechselnde KuratorInnen Ausstellungsprojekte und Veranstaltungen frei von wirtschaftlichen Zwängen realisieren können – immer an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst, Architektur und ihren Nachbardisziplinen.

 

 

GESCHICHTE DES BUNKERS

 

1943 im Krieg von den Nationalsozialisten erbaut, war der Bunker bestimmt zum Schutz der Bevölkerung vor den Luftangriffen der Alliierten. Mit zwei Meter dicken Außenwänden und einer ebenso starken Dachplatte konnte der siebengeschossige Massivbetonbau 650 Menschen aufnehmen. Mitte der 1980er Jahre erfolgte der Umbau in einen vollständig abgedichteten ABC-Bunker zum Schutz vor atomaren, biologischen oder chemischen Bedrohungen. 2010 wird das sperrige Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg unter Denkmalschutz gestellt. Im gleichen Jahr erwirbt der Münchner Unternehmer Stefan F. Höglmaier (Gründer der Immobilienfirma Euroboden GmbH) die wenig vielversprechende Immobilie in Nordschwabing vom Bund. Nach spektakulären Umbaumaßnahmen, für die das Starnberger Architekturbüro raumstation verantwortlich zeichnet, beherbergt der Bunker heute Büros und Wohnungen sowie den Kunstraum BNKR. Die Architektur bestimmen großzügige Fensterflächen, massive Quader rund um das Gebäude stehen stellvertretend für die vielen hundert Tonnen Stahlbeton, die daraus entfernt wurden. Durch die verantwortungsvolle Transformation und Umnutzung ist der Hochbunker an der Ungererstraße kein bloßes Mahnmal, sondern lebendiger Teil der Stadtgesellschaft. Geschichte wird nicht geleugnet, sondern eindrücklich thematisiert. Das Gebäude formuliert auf diese Weise einen architektonischen Imperativ an das kulturelle Engagement, das sich im Inneren abspielt und das immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.

 

 

KONZEPT

 

Heute ist der früher denkbar hermetische Bau ein Ort der Begegnung und der Offenheit, an dem unkonventionelle Ideen entwickelt, Denkmuster aufgebrochen und neue künstlerische Ansätze formuliert werden. Verfolgten seine Erbauer jeden Andersdenkenden, setzt man jetzt auf Dialog und (Streit-)kultur, auf Lebendigkeit und Neugier. Einen Ort der Angst und Beklemmung in einen Freiraum für Kunst und gesellschaftlichen Diskurs zu verwandeln ist das Ziel von Gründer Stefan F. Höglmaier und der Künstlerin und Direktorin des BNKR, Nina Pettinato. Sie bespielen BNKR als unkonventionelle, transdisziplinäre Plattform für KuratorInnen, KünstlerInnen, ArchitektenInnen und ein buntes, kunstinteressiertes Publikum.

 

Dahinter steht die einzigartige Kulturinitiative der Euroboden GmbH: Jedes Jahr wird eine Kuratorin, ein Kurator oder Kuratorenteam gewählt, dem ein Budget für Planung und Umsetzung von Ausstellung, Programm, Publikation samt PR zur Verfügung gestellt wird. Die Setzung ihres inhaltlichen Schwerpunkts, die Veranstaltungsformate sowie die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler treffen die jeweiligen KuratorenInnen. Die einzige Vorgabe besteht in einer hohen Qualität und einem abwechslungsreichen Programm, das den Charakter dieses besonderen Ortes immer neu denkt und verhandelt. Denn jede Schau ist speziell auf diesen Raum zugeschnitten, viele der gezeigten Arbeiten werden gezielt dafür konzipiert. Damit ist mit jeder neuen Ausstellung auch ein neues Raum-Kunst-Erlebnis garantiert.

 

 

PROGRAMM

 

Seit 2014 geben die von Nina Pettinato berufenen, externen KuratorInnen im Jahresturnus die Staffel weiter. Die ersten Projekte verfolgen einen stark architekturbezogenen Ansatz, seit 2018 steht zunehmend die Schnittstelle zur Kunst im Mittelpunkt. Eine Übersicht der bisherigen BNKR-Intervalle gibt es hier.

 

Mit ihrem unkonventionellen Konzept der stets wechselnden, kuratorischen Handschriften gelingt es Direktorin Nina Pettinato, die Münchner Kulturlandschaft nicht nur um eine Institution reicher zu machen, sondern ihr einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, und zwar mit einem Ort, den es in dieser konzeptionellen Form kein zweites Mal in München gibt. Von diesem Kulturengagement profitieren soll die gesamte Stadtgesellschaft: BNKR lädt alle Interessierten ein, kostenfrei die Ausstellungen zu besuchen, an Führungen teilzunehmen, sich aktiv an Talks zu beteiligen und vieles mehr. Ein Raum für immer neue Ideen und Perspektiven, die entdeckt, erlebt, durchdacht, diskutiert und erweitert werden wollen.

 

 

PERSPEKTIVEN

 

In Zukunft setzt BNKR verstärkt auf digitale Angebote sowie neue Vermittlungsformate und Kommunikationsstrategien. „Um inhaltliche Partizipation und aktive Teilhabe zu gewährleisten, muss unseres Erachtens die Vermittlung an den jeweiligen Bildungshintergrund der BesucherInnen angepasst werden, nicht umgekehrt“, sagt Nina Pettinato. Dabei soll das in den Ausstellungen und im Rahmenprogramm behandelte diskursive Thema für alle BesucherInnen inhaltlich begreifbar und sinnlich erfahrbar sein.

 

Darüber hinaus will BNKR ein Bindeglied sein, das die Münchner Hoch- und Subkultur integriert und miteinander in Dialog bringt. „Eines meiner persönlichen Anliegen“, so Pettinato, „ist die nachhaltige Förderung der Münchner KünstlerInnen, denen im Rahmen temporärer Zwischennutzungen seitens der Euroboden GmbH zunehmend Ateliers zur Verfügung gestellt werden können. Wenn es uns gelingt, die Förderinstrumente für Kunst und Kultur so zu gestalten, dass sich eine junge Künstlerin, ein junger Künstler, nach dem Studienabschluss an der Akademie ohne Zukunftsängste und damit gerne in München niederlässt, dann ist für die Stadt und für uns als Gesellschaft enorm viel gewonnen: eine bunte Vielheit, die durch ihre Unterschiede, Nuancen, Besonderheiten und durch den Respekt vor dem jeweils Anderen profitiert.“

 

So trägt BNKR das spannungsreiche Aktionsfeld zwischen Kunst, Architektur und den damit verbundenen gesellschaftlichen Fragen in die Öffentlichkeit – als Freiraum, Begegnungsstätte und Diskurs-Treiber, als Plattform zeitgenössischer Kunst, die sich ständig neu erfindet.