Intervall: STOP MAKING SENSE, IT'S AS GOOD AS IT GETS.
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TENT ON CUVERVILLE ISLAND, ANTARCTICA, gefrorenes Zelt für die Antarctic-Biennale 2017, Architektur: Gustav Düsing, Fotografie: Gustav Düsing.

Expeditions / Exhibitions – Antarctica as a project – Gustav Düsing, Marie-France Rafael und Nadim Samman

17.01.2018

Teil 1

Screening: A Journey That Wasn’t von Pierre Huyghe

 

Teil 2

Gespräch: Gustav Düsing (Architekt und Antarctic Biennale Teilnehmer), Marie-France Rafael (Kunsthistorikerin und Autorin) und Nadim Samman (Co-Kurator Antarctic Biennale) – deutsch/englisch

 

Teil 3

Installation/Expedition: Gustav Düsing, auf dem Grundstück Crailsheimstraße / Ecke Scherenhofstraße

 

Die Antarktis darf seit dem Antarktisvertrag von 1961 nicht besiedelt und nur zu friedlichen Forschungszwecken besucht werden. Für die meisten Menschen ist der sechste Kontinent so weit entfernt, dass er als gemeinsames Erbe betrachtet werden kann, ein lebendiges Archiv und Labor, das eine neue Ära des ökologischen Bewusstseins möglich macht. Kurz gesagt, die Antarktis ist ein geographisches Ende der Welt, das zentral in globalen Gesprächen über den Klimawandel steht. Können wir über eine „Antarktische Kultur“ überhaupt jenseits der Wissenschaft sprechen? Was kann eine künstlerische oder architektonische Antwort auf einen Ort sein, der die Rolle der Menschheit so drastisch in Frage stellt? Diese und viele weitere Fragen werden an dem Abend diskutiert, die sich letztendlich immer wieder um das „antarktische Imaginäre“ als künstlerisches Potential drehen.

 

Der Abend unter dem Titel Expeditions / Exhibitions – Antarctica as a project. beginnt mit dem Screening von Pierre Huyghes Film A Journey That Wasn’t, gefolgt von einem Gespräch zwischen dem Teilnehmer der Antarctic Biennale Gustav Düsing, der Autorin und Pierre Huyghe Expertin Marie-France Rafael und dem Antarctic-Bienniale Co-Kurator Nadim Samman. In A Journey That Wasn’t setzt sich Pierre Huyghe mit dem Thema Reise und ihrer Präsentation auseinander. In einer komplexen Matrix konstellierte Huyghe ein Werk aus unterschiedlichen Orten, Medien und Etappen. Letztere lassen sich wie folgt beschreiben: 2002 stellte Huyghe L’Expédition scintillante – A Musical im Kunsthaus Bregenz aus, laut dem Künstler ein „physisches Szenario für eine hypothetische Reise in die Antarktis, dessen Postulat es noch zu verifizieren galt“. Drei Jahre später begab er sich tatsächlich auf eine Expedition in die Antarktis, bei der er und seine Begleiter eine Reihe von Situationen schufen, die er in einem literarisch anmutenden, ebenfalls 2005 veröffentlichten Text beschrieben hat. Dann realisierte Huyghe im New Yorker Central Park eine ‚Oper auf dem Eis‘. Im Anschluss entstand der Film A Journey That Wasn’t, der Aufnahmen der faktischen Antarktisreise mit der fiktionalisierten Darbietung im Central Park kombinierte. Der architektonische Biennalebeitrag von Gustav Düsing wird nach dem Gespräch auf einem Nachbargrundstück zu erforschen sein. Leicht zu transportieren und schnell zu konstruieren, war und ist das Zelt die bekannteste Architekturtypologie der Antarktis, die von den ersten Entdeckern des 19. Jahrhunderts bis heute für Expeditionen verwendet wird. Der Logik der Antarktis folgend baute der Architekt ein Zelt aus gefrorenem Stoff, das er in München für einen Abend wiederaufbauen wird.

 

Gustav Düsing (geboren 1984 in Münster) studierte Architektur an der Architectural Association in London und arbeitet als Architekt in Berlin. Er entwickelte ein vielfältiges Arbeitsportfolio, das von kleinen institutionellen Gebäuden bis hin zu großen infrastrukturellen Konzepten und architektonischen Installationen reicht. 2015 war er Mitbegründer von Gustav Düsing & Max Hacke und wurde 2017 eingeladen, an der ersten Antarctic-Biennale teilzunehmen. Er ist Dozent für Architektur an der Technischen Universität Braunschweig und an der UDK Berlin. 2016 war er Unit Master bei der Architectural Association Visiting School Melbourne.

 

Pierre Huyghe wurde 1962 in Paris geboren und studierte in Paris an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs. In seinem künstlerischen Schaffensprozess lotet er die Tiefen des Imaginären aus. Huyghe schafft Situationen, in denen sich Präsentation und Erfahrung bedingen. Seine Arbeiten konzentrieren sich nicht auf ein einzelnes Medium, sondern umfassen Film, Skulptur und Architektur, bis hin zur Oper und zu Ökosystemen.

 

Nadim Samman ist Kurator und Kunsthistoriker. Er ist Gründer und Co-Kurator der 1. Antarktischen Biennale (März 2017) und des Antarktischen Pavillons (Architekturbiennale Venedig, 2014; Kunstbiennale Venedig 2015, 2017). Derzeit ist er Co-Direktor von Import Projects, Berlin. Nadim Samman studierte Philosophie am University College London, bevor er am Courtauld Institute of Art promovierte. 2012 kuratierte er die 4. Marrakesch Biennale. Jüngste Projekte sind Treasure of Lima: Eine begrabene Ausstellung (eine ortsspezifische Ausstellung auf der abgelegenen Pazifikinsel Isla del Coco) und Rare Earth (Gruppenausstellung bei Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien). 2016 war er Kurator und künstlerischer Leiter der 5. Moskauer Internationalen Biennale für Junge Kunst.

 

Marie-France Rafael ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2015 war sie am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität tätig. Von 2011 bis 2014 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich 626 „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ der Freien Universität Berlin. Sie hat in Paris und Berlin Kunstgeschichte und Filmwissenschaft studiert. Letzte Buchveröffentlichungen: Reisen ins Imaginativ. Künstlerische Situationen und Displays, Köln: Walther König, 2017; Ari Benjamin Meyers. Music on Display, Köln: Walther König, 2016, Pierre Huyghe. On Site, Köln: Walther König, 2013.