Intervall: IM RAUM MIT_ (Teil 1) / ANNETT ZINSMEISTER: URBAN SHELTER (Teil 2)
Fotocredit
Christian Falsnaes (2016): „The Excluded Middle“, Intervention 04 / Im Raum mit_ (19.02. – 28.07.2016), BNKR München. Fotografie: Elias Hassos.

Im Raum mit_Christian Falsnaes

14.07.2016

Der in Berlin lebende, dänische Künstler Christian Falsnaes entwickelt für die Ausstellung ein performatives Setting, das den prozessualen, sich stetig verändernden Charakter von Im Raum mit_ aufnimmt und die Besucher_innen ein weiteres Mal bewusst involviert: Eine vom Künstler instruierte Performer_in fordert das Publikum auf, auf einer vorher bestimmten Fläche eine Wandmalerei zu gestalten. Während des Malens animiert und feuert die Performer_in die Besucher_innen an, um sie zu einer möglichst expressiven Gestaltung zu bewegen. Zu Beginn der Aktion steht den malenden Personen nur die Farbe Schwarz zur Verfügung, sobald die abgegrenzte Wandfläche vollkommen schwarz ist, kommt die Farbe Weiß zum Einsatz, und es beginnt die Übermalung der schwarzen Fläche. Die Malerei ist dadurch in einem ständigen Fertigungszustand, ohne je an ein Ende zu kommen. Der Prozess wird zur eigentlichen, künstlerischen Arbeit und der Akt des Malens vor Publikum wird wiederum zur Performance. Christian Falsnaes lässt so die Besucher_innen erneut Teil des Ausstellungssettings und damit zu Autor_innen der Ausstellung werden. Dabei bringt er sie nicht nur in eine Entscheidungssituation, sondern führt sie durch Anleitung während der Performance auch an die Grenzen von Selbstverantwortung und konfrontiert sie so mit dem drohenden Verlust der Selbstkontrolle.

 

Christian Falsnaes (1980) Werke basieren auf der Interaktion zwischen Publikum und Künstler. Dabei interessiert ihn vor allem der Kontext der Werkentstehung mit ihren Ritualen, Dynamiken und Verhaltensweisen, die in hochcodifizierten, sozialen Feldern wie dem der Kunstwelt wirksam werden. Seine Arbeiten kreisen um die Themen Identität, Autorität und Unterwerfung. Als elementare Komponente involviert Falsnaes zumeist unvorbereitete Ausstellungsbesucher in partizipatorisch konzipierte Performances, die er auf Video dokumentiert und anschließend in einem Zusammenschnitt ausgewählter Sequenzen im Ausstellungsraum zeigt. Dabei motiviert er Leute Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden, wie beispielsweise gemeinsam zu tanzen, zu musizieren, zu malen oder den Künstler auf Händen zu tragen, sich zu küssen, Wände anzusprühen oder mit Motorsägen zu bearbeiten. Kennzeichnend für seine Aktionen ist das Unvorhersehbare und Unkontrollierbare und die Selbsterkenntnis, wie einfach es ist, Menschen für etwas zu begeistern, sie zu manipulieren. Dafür arbeitet er weder mit professionellen Akteuren noch mit einem exakten Skript, sondern überlässt es dem Publikum, wie es seine Anweisungen ausführt oder sich ihnen widersetzt.